Schon beim ersten Besuch im Museum "Story of Berlin" ergaben sich interessante Diskussionen zum Beispiel an Ausstellungsstücken wie der Staatskarosse von Erich Honecker und einer Atombombenattrappe. Dabei konnten wir einige Details der Geschichte genauer erklären. Gerade bei der Thematik der geteilten Stadt war für uns der Bezug interessant, den die jugendlichen Refugees zu ihren eigenen Bürgerkriegserfahrungen herstellten, dass sie ihre Heimaten wie von unsichtbaren Mauern getrennt sehen. Ganz zu schweigen von den vielen Mauern, die sie jetzt von ihren Familien, Freunden und Herkunftsorten trennen.
Aber auch die Bereiche „Disziplin und Großmachtsdenken“ und die folgende Industrialisierung mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auf Kosten der Arbeiter_innen in ihren engen Mietskasernen bot viel Gesprächsstoff. Nichts zu diskutieren gab es im Bereich „Zentrale der Macht und des Terrors – Berlin im Nationalsozialismus“: Alle waren sich einig, dass sich das nicht wiederholen darf. Auch wenn wir wieder Tendenzen in diese Richtung in der ganzen Welt erkennen.
Besonders spannend war die Führung durch den Atomschutzbunker, der sich unter dem Ku’damm Karree befindet und dessen Existenz der Berliner Bevölkerung trotz seiner zentralen Lage weitgehend unbekannt blieb. Der sogenannte Strahlenschutzraum wurde in den siebziger Jahren gebaut, kann auch heute noch jederzeit aktiviert werden und im Fall einer nuklearen Katastrophe fast 3.600 Menschen vierzehn Tage lang mit Lebensmitteln, Luft und Wasser versorgen. Für etliche Jugendliche war die Situation im Bunker nur schwer erträglich und wir haben die Führung deshalb abgebrochen. Aber wir waren uns einig, dass es ein sehr interessanter Nachmittag für alle war und dass wir jetzt alle gemeinsam in ihre Länder fahren müssten, damit sie uns ihre Geschichte zeigen können.
Die eigene Geschichte und Kultur "in der Fremde"
Deshalb hatten wir mit den bereits befreundeten Refugees schon vorher einen neuen Termin gemacht, um mit der gleichen Gruppe in das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst auf der Museumsinsel zu gehen. Wir fanden es eine spannende Idee, dass die Refugees sozusagen „in der Fremde“ an ihre Geschichte und Kultur direkt erinnert werden, vielleicht sogar an Hand des Museums neues über ihr eigenes Herkunftsland entdecken können, und natürlich über ihre eigene Geschichte dabei erzählen können.
Wichtig war uns mit dem Besuch des Berlinmuseums und dem Pergamonmuseum vor allem auch, unsere Geschichte und Kultur gleichwertig neben ihre Geschichte zu stellen. Das gelang natürlich nur bedingt. Gerade im Pergamonmuseum wird nochmal deutlich, wie „jung“ Berlin und die Kultur hier sind. Immer wieder wurde von der Wiege der Menschheit gesprochen, von der Kultur der ganzen Menschheit, die dort ihre Wurzeln hat und über Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende, die Entwicklung der Menschheit bestimmt hat. Umso erschreckender natürlich, wenn die Menschen heute von dort fliehen müssen; wenn dort einzigartige Bauten, Anlagen und Kulturgüter zerstört werden; dass eigentlich auch ihre Geschichte ein scheinbar ewiger Kampf im Namen von Religionen war, in der es immer wieder Vertreibung und Krieg gab.
Deshalb finden wir es wichtig, dass wir jetzt alle gemeinsam eine neue Geschichte schreiben, in der es um gleiche Rechte für alle geht und um ein solidarisches Miteinander.
Text: Jasper & Peter / LSV Berlin