Wie verbindet das Landesjugendwerk der AWO Berlin seine Jugendarbeit mit dem Thema junge Geflüchtete?
Das Landesjugendwerk der AWO richtet sich mit seinen Angeboten traditionell an junge Menschen, die in ihrem Leben Benachteiligungen erfahren. Armut, behördliche Einschränkungen, mangelnde Teilhabe, (struktureller) Rassismus, traumatische Fluchterfahrungen, Sprachbarrieren – all das können Erfahrungsmomente junger Geflüchteter sein. Diesen Erfahrungen wollen wir mit entsprechend konzipierten Angeboten begegnen.
Aus unserem Arbeitskreis Grenzenlos entspringen viele Aktionen und Veranstaltungen: Spielmobileinsätze in Flüchtlingseinrichtungen, inhaltliche Seminare, Freizeitangebote und Reisen von und mit jungen Geflüchteten sowie Feriencamps zum spielerischen Spracherwerb. Highlight in 2015 ist die Teilnahme an der Kinderrepublik auf Sylt, zu der wir dank der Unterstützung durch den Landesjugendring Berlin einige Kinder aus Flüchtlingseinrichtungen mitnehmen können.
Warum sind aus eurer Sicht Angebote der Jugendverbandsarbeit für junge Geflüchtete so wichtig?
Junge Geflüchtete sind ganz klar Teil unserer Gesellschaft und müssen daher auch ein Mitspracherecht haben. Wir sehen diese Projekte als gelebte Solidarität, und hoffen damit junge Menschen miteinander in den Austausch bringen zu können. Wir wollen ein Verständnis füreinander entwickeln, Gemeinsamkeiten erkennen und daraus kollektive Handlungsperspektiven für eine sozial gerechte Gesellschaft entwerfen. Das ist die gesellschaftliche Dimension unserer Jugendarbeit.
Wo brauchen Jugendverbände eurer Meinung nach mehr Unterstützung in der Arbeit mit jungen Geflüchteten?
Jugendverbände leisten auf diesem Feld bereits qualitativ hochwertige Arbeit. Allerdings müsste diese noch breiter aufgestellt sein, um den aktuellen Bedarf auch mit Angeboten abdecken zu können. An dieser Stelle ist der Berliner Senat in der Verantwortung, für eine adäquate und vor allem kontinuierliche Finanzierung zu sorgen. Die derzeitig sehr kleinteilige, unübersichtliche und einzelfallbezogene Projektmittelförderung bindet sehr viel Arbeitszeit in bürokratischen Vorgängen, die sonst für inhaltlich-pädagogische Arbeit zur Verfügung stünde. Hier hoffen wir auf einen intensiven Dialog mit dem Senat und auf die verstärkte Einbeziehung der Erfahrungswerte aus den Jugendverbänden.