Mehr Fremd- als Selbstbestimmung
Laut der Studie stehen die Jugendlichen nach ihrer Ankunft in Deutschland vor zahlreichen Herausforderungen. Diese reichen vom Aufbau einer Alltagsstruktur, der Aufnahme neuer sozialer Kontakte, der Entwicklung schulischer und beruflicher Perspektiven bis hin zur Klärung von asyl- und familienrechtlichen Fragen. Ihr Alltag ist gerade am Anfang hochgradig durch die institutionellen Settings der Einrichtungen und die gesetzlichen Rahmungen und durch die Unsicherheiten hinsichtlich ihrer (Bleibe)perspektiven geprägt. Die Angst vor Abschiebung wurde von vielen als größte Belastung beschrieben, die zudem durch eine unzureichende Informationslage verstärkt wurde. Die Jugendlichen erklärten, dass sich diese Sorgen auf ihre schulische Motivation, aber auch auf viele andere Lebensbereiche negativ auswirken.
Alles was ich will, ist ein Zimmer, damit ich in Ruhe diese Sprache lernen kann, weil ich nicht so viel Zeit habe; ich werde bald 18 und möchte gern diese Sprache lernen, damit ich dann ins Gymnasium gehen kann, dieses Abitur hinter mir habe und weiter studieren kann.
In Bezug auf begleitete Jugendliche boten viele der besuchten Erstaufnahmeeinrichtungen, Not- und Gemeinschaftsunterkünfte keine jugendgerechten Orte des Aufwachsens. Es mangelte zum Zeitpunkt der Befragung an Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre. Das Leben in den Einrichtungen war oftmals stark reglementiert und bot kaum Partizipations- und Gestaltungsmöglichkeiten. In vielen Einrichtungen existierten darüber hinaus keine Schutzkonzepte, die Kinder und Jugendliche vor Gewalt schützen.
Mit meinen Betreuern bin ich zufrieden. Sie unterstützen mich zum Beispiel, wenn ich ein Dolmetscher brauche. Oder wenn ich Albträume habe, dann kann ich mit ihnen reden. Das hilft sehr.
Auf der Suche nach Sicherheit
Die Jugendlichen haben ohne Ausnahme ihre Herkunftsländer nicht freiwillig und ohne Grund verlassen, sondern weil sie dort aus unterschiedlichen Gründen keine sicheren Lebensbedingungen (mehr) vorgefunden haben und keine Perspektiven für sich und /oder ihre Familie entwickeln konnten. Für sie bedeutete „Ankommen nach der Flucht“ an einem Ort anzukommen, an dem sie zunächst einmal mal in Sicherheit leben können, ihr subjektives Wohlbefinden (wieder)herstellen, aufbauen und sich weiterentwickeln können.
Quelle: Deutsches Jugendinstitut (DIJ)

Studie "Ankommen nach der Flucht" |